Bühnenpferde
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Bühnenpferde
Ort
Tieranatomisches Theater
Philippstr. 12/13, 10115 Berlin-Mitte
In ihrem Vortrag untersucht Dipl. Thea. Esther Köhring, welche Rolle Pferde in der performativen und theoretischen Aushandlung des Theaters spielten und spielen, in der sich unsere Vorstellungen davon, was Theater ist, und davon, was Tiere sind, gegenseitig und aneinander konstituieren. Der Vortrag steht damit im Kontext der Forschungsarbeiten Köhrings zu den Bestiarien des Theaters/Theater des Bestiariums.
In einem kursorischen Überblick werden die ikonischen performativen Bühnenpferde der letzten 50 Jahre vorgestellt (Joseph Beuys, Societas Raffaello Sanzio, Warhorse, Antonia Baehr) sowie der Funktion von Pferden in der aktuellen theaterwissenschaftlichen Debatte nachgespürt. Das Interesse gilt dabei einer Kontextualisierung der Arbeiten und ihrer Pferde in einer Kulturgeschichte der Pferde-Bühnen (wobei Bühne nicht nur die Theaterbühne, sondern allgemeiner Bühnen des Wissens meint).
Ziel ist es, wirksame aber nicht notwendig sichtbare Bühnen-Pferde zu identifizieren, die als Reflektions- und Projektionsfiguren von Theatertheorie und -praxis (als "Theater-Pferde") dienen: Das Hippodrama um 1800 und die Debatte um den „Klugen Hans“ sind Akteure auch in der jüngeren Geschichte der Bühnen-Pferde.
Abschließend steht die (teilweise offene) Frage, weshalb gerade die Pferde diese Position in der Theaterpraxis und -theorie besetzen und performen: Ist dies reiner Effekt von Zitation und kulturhistorischer Aufladung, oder im "Pferd an sich" begründet?

Dipl. Thea. Esther Köhring
ist diplomierte Theaterwissenschafterin. Seit 2010 ist sie Mitarbeiterin und Doktorandin an der Neueren deutschen Literaturgeschichte, Universität Würzburg und promoviert zu Tieren auf Bühnen. Gemeinsam mit Roland Borgards und Alexander Kling leitet sie seit 2012 das Nachwuchsforscher_innennetzwerk Cultural and Literary Animal Studies (CLAS).