Transparenz und Intransparenz
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Transparenz und Intransparenz

Experiment & Beobachtung

Forschungsthema 

Das Projekt »Experiment & Beobachtung« übernimmt eine zentrale Aufgabe bei der Selbstbeobachtung der Forschungstätigkeit des Clusters. Hier werden in vergleichender Weise die unterschiedlichen disziplinären Methoden von Ethnologie, Informatik,  Interaction Design, Psychologie, Soziologie und Theaterwissenschaft zur Beobachtung und Analyse der Forschungsprozesse des Clusters eingesetzt. Dabei werden Versuchsanordnungen eingeführt, mit denen disziplinär geprägte Verhaltensweisen getestet und im interdisziplinären Labor miteinander in Beziehung gebracht werden. Es wird untersucht, wie wissenschaftliche Grafiken und Abbildungen verwendet werden und es werden neue Formate entwickelt, um einem interdisziplinären Austausches besser Genüge tun zu können. Es geht darum, genauere Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie sich in der »trading zone« (Galison 1997) des interdisziplinären Labors unterschiedliche Sichtweisen, Denkstile und Arbeitsformen überkreuzen, sich möglicherweise gegenseitig behindern oder produktiv ergänzen. Neben Fragen zur Struktur und Funktion interdisziplinärer Zusammenarbeit, steht im Mittelpunkt, wie gemeinsame Wissensrepräsentationen entstehen und wie sie sich durch interdisziplinäre Zusammenarbeit verändern. Beispielsweise wird untersucht, was die Akteur_innen im Cluster unter Gestaltung verstehen und wie sich dieses Verständnis durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit ändert.

Diese Fragestellungen werden von den Akteur_innen des Projekts mit ihren spezifischen Auffassungsformen untersucht: Beispielsweise beobachten Ethnolog_innen die Formen, wie die Forscher_innen im interdisziplinären Labor in unterschiedlicher Weise experimentieren und selbst zum Gegenstand des (psychologischen etc.) Experiments werden, und in wie weit Wissenschaftsgrafiken eine Rolle als Akteure der Vermittlung spielen.  Informatiker_innen analysieren die Workflows und Organisationsformen, die sich aus den experimentellen Anordnungen, Grafiken und Modellen als Akteure ergeben und verschalten zugleich die unterschiedlichen Beobachtungsperspektiven dieses Projekts als unterschiedliche Auffassungsformen eines Modells. Psycholog_innen führen Befragungen sowie Interviews durch und analysieren Blickbewegungsdaten bei Wissenschaftsgrafiken in Abhängigkeit vom disziplinären Hintergrund auf experimentelle Weise, d.h. mit kontrollierten Interventionen. Theaterwissenschaftler_innen fokussieren am Experiment und den Grafiken die Bedeutung der performativen Akte als »Bühnen des Wissens« (Schramm 2003), die für die Erzeugung und Durchsetzung des damit erzeugten Wissens notwendig sind. Dabei geht es darum, wie im Cluster neue Evidenzen und Beglaubigungen hergestellt werden, wenn Verfahren und Fragestellungen aus disziplinären Wissenskulturen in einen neuen Bereich übertragen werden. Soziolog_innen schließlich analysieren, wie sich Kommunikationsprozesse, die psychologisch vermittelt und in spezifisch kulturelle Formen eingebunden sind, als kontinuierliche soziale Interaktionen organisieren. Sie generieren Bilder der Kommunikationsgegenstände nicht nur um Komplexität zu reduzieren, sondern auch um die Welt zu konstituieren, in der soziale Akteure sich gegenseitig beobachten können. Das geschieht in realen Laboren (Knorr-Cetina) wie auch in virtuellen Laboren (Latour). Mittels Beobachtung dieser Beobachter lassen sich die Dynamiken moderner Wissensproduktion untersuchen.
Aufbauend auf eigenständigen Beobachtungen als auch auf den Beobachtungen der anderen Disziplinen innerhalb des Research Areas D ergibt sich für die Interaction Designer_innen die Aufgabe, spezifische Werkzeuge zu entwickeln. Diese Werkzeuge sollen die reale Arbeitsituation im Cluster unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen der Wissenschaftler_innen  organisieren und dadurch positiv unterstützen.

Zielsetzung
Wir nutzen die besondere Chance, die der Cluster Bild Wissen Gestaltung ermöglicht, Expertise zu empirischer Wissenschaftsforschung aus unterschiedlichen Disziplinen zu bündeln und weiterzuentwickeln - in Fachpublikationen und in der direkten Gestaltung der interdisziplinärer Arbeit im Interdisziplinären Labor. Neben der Weiterentwicklung der Wissenschaftsforschung steht im Fokus, die Veränderung von Wissensrepräsentationen und Grafiknutzung und -gestaltung durch interdisziplinäre Arbeit zu verstehen und zu fördern.

Ergebnissicherung
Die Dokumentation und Interpretation der Arbeitsformen im Interdisziplinären Labor als Modell und Fundus für weitere interdisziplinäre Projekte steht im Mittelpunkt. Die Ergebnisse der Beobachtung werden auf den Cluster rückbezogen, um Arbeitsprozesse des Interdisziplinären Labors zu optimieren. Die Wirksamkeit dieser Interventionen ist wiederum Beobachtungsgegenstand.
Wissenschaftsforschung wird zunehmend nicht mehr nur in oft disziplinspezifischen Fachzeitschriften dokumentiert, sondern über breit angelegte Open Access Zeitschriften (z.b. PLOS One) auch denjenigen Forschern_innen zugänglich gemacht, die sich nicht primär mit der Erforschung ihrer Disziplin beschäftigen, sondern an primären Gegenständen arbeiten.