Alvéole 14 - Transformation eines U-Boot-Bunkers, Saint-Nazaire, Frankreich ©:  LIN, Jan-Oliver Kunze
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Alvéole 14 - Transformation eines U-Boot-Bunkers, Saint-Nazaire, Frankreich ©: LIN, Jan-Oliver Kunze
Projekt (abgeschlossen)
Architekturen des Wissens

Mobile Räume

Forschungsthema

Durch Architektur und Design werden Bewegungen und Handlungen im Raum materiell gelenkt. Umgekehrt generiert Mobilität neue Umgangsformen mit Material und Raumgestaltung. Zentrales Anliegen des Projekts ist es, im Austausch zwischen Archäologie, Architektur, Kunstgeschichte und Produktdesign historische und gegenwärtige Mobilitätsformen neu zu analysieren, um dadurch Erkenntnisse über Modi des Zusammenspiels von Raum und Bewegung zu gewinnen und Optionen für die experimentelle Rekonstruktion historischer und Realisierung zukünftiger Raumbewegungsmuster zu entwickeln.

Bereits die antike Raumgestaltung (Muth) zeugt von komplexen Lenkungsmechanismen, die im Spannungsverhältnis zu modernen Innen- und Außenräumen steht. Diese werden zunehmend als Transiträume gestaltet (Geipel). Der historische Blick auf die Innenausstattung moderner Transportmittel scheint zu zeigen, dass diese die Bewegung häufig negieren, für die sie geschaffen wurden (Klonk). Untersucht werden sollen mobile Räume an sich und Mobilität in Räumen, und auch räumlich gebundene, aber mobile Ideen. Am Beispiel von Bauformen, die an vielen Orten vorkommen, z.B. Kriegsbunker (Schuldenfrei), soll das Zusammenwirken von lokal tradierten Praktiken und globalen Kommunikationsstrukturen untersucht werden. Mit dem Wechsel auf eine zunehmend globale Perspektive rücken nämlich nicht nur die Orte der Wissensproduktion in den Mittelpunkt des Interesses, sondern auch der moderne Wohn- und Städtebau erhält seine Konturen im Spannungsfeld von Stasis und Mobilität (Schuldenfrei, Geipel). Zunehmend begreifen Produktgestalter es als eine ihrer zentralen Aufgaben, jene „Knoten“ im hoch verdichteten Netz der realen und virtuellen Bewegungsräume zu gestalten, an denen sich heutzutage Umbrüche in Denk- und Verhaltensmustern abzeichnen, Konventionen aufgegeben und sich neue Bedürfnisse herauszubilden scheinen (Staubbach).

Zielsetzung

Bisher hat die Forschung entweder historische Einzelanalysen vorgelegt, ohne die Interdependenz von Raum und Mobilität zu berücksichtigen, oder sie hat, abgelöst davon, gestalterische Probleme situationsgebunden aufgegriffen. Ziel des Projekts ist es, erstmals beide Perspektiven miteinander zu verbinden und auf der Grundlage der historischen Analyse konkreter Sachverhalte einen Beitrag zur Gestaltung neuer mobiler Erfahrungsräume zu leisten. Notwendig ist die historische Analyse, um die Dimension des Experimentellen zu erweitern, um die Raum und Mobilität organisierenden Sachverhalte virtualisieren und deren integrale Analyse und Gestaltung ermöglichen zu können. Die neu entwickelten Raumkonzepte lassen sich im virtuellen Raum testen, wobei Analyse und Gestaltung unmittelbar ineinander greifen.

Durchführung

Die Arbeitsschritte umfassen eine Analyse der aus den genannten Teilaspekten resultierenden Mobilitäts- und Stasiskonzepte, gemeinsame Feldforschung (Flugzeugdesign, öffentliche Flächengestaltung und Stadtplanung), Auswertung des Bildmaterials und der Gesprächsprotokolle und anschließend die Entwicklung neuer experimenteller Raumkonzepte auf Grundlage der historischen und gegenwärtigen Analysen von Mobilität und Stasis. Anhand ausgewählter Beispiele (antike und gegenwärtige Fußbodengestaltung, Transportmittelinnenraumgestaltung, Bunkerarchitektur) wird die historische Genese spezifischer Gestaltungsformen analysiert und im Hinblick auf zeitgenössische Fragestellungen der Mobilität von lokal verankerten, aber global verbreiteten Raumformen weiterentwickelt.

Ergebnissicherung

Die Ergebnisse sollen in 3D-Simulationen in unterschiedlichen Kontexten präsentiert werden. Diese können auch in der Lehre eingesetzt werden und dazu dienen, Forschungs- und Gestaltungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen.