Event (completed)
Location
Zentraler Laborraum
Sophienstr. 22a, 2.HH, 2.OG 10178 Berlin-Mitte

1931 pachtete der Landschaftsarchitekt des Neuen Bauens und »Spartakus in Grün« Leberecht Migge die Insel Dommelwall im Seddinsee im Südosten Berlins und versuchte dort zusammen mit Elisabeth Elsaesser, Frau des Architekten und Hochschullehrers Martin Elsaesser, die von Martin Wagner initiierte Idee eines »wachsenden Hauses« zu erproben. Sie schufen ein grünes Paradies, dessen Realisierung härteste Arbeit forderte, dabei jedoch durchaus utopische Züge zeigte: die »Sonneninsel« wurde sozialer Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle und Laboratorium für Recycling und autarkes Leben. Familien-, Zeit- und Ökologiegeschichte durchdringen sich auf besondere Weise in der natürlichen wie kulturellen Topographie der Insel während der 15 Jahre, die Migge bis zu seinem Tod 1935 und die Elsaessers dort zwischen 1931 und 1946 verbrachten. Damit tradiert die »Sonneninsel« Berlins Ruf als Ort alternativer urbaner Lebensweisen und kollektiver Wohn­formen während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus und trägt in sich die Ideale eines Spiritualismus humanistischer Prägung, der in der Tradition deutscher Künstlerkolonien des frühen 20. Jahrhundert steht, ebenso wie die Geschichte nachhaltigen Bauens, Wirtschaftens sowie eines kreislaufbasierten Abfallmanagements, wie sie heute den Umweltschutz und grüne Politik bestimmen. Was Migge als Mittel zur revolutionären Befreiung ansah und auf der »Sonneninsel« zu erproben versuchte, findet sich heute in Begriffen wie Energiewende, Subsistenzwirtschaft oder Ecosan wieder.